Von Zeit zu Zeit muss man daran erinnern, dass das so ist. Eigentlich weiß es jeder, dass Christen an Christus glauben – sonst wären es ja keine Christen und würden seinen Namen nicht tragen. Trotzdem rückt manchmal anderes in den Blick.
Als Luther jung war, fiel ihm genau dieses auf: Das, was man damals als kirchliche Verkündigung und Praxis erlebte, hatte manchmal wenig mit dem zu tun, was in der Bibel über Jesus Christus steht. Ihm, dem jungen Luther, fiel das auf. Und irgendwann wurde ihm deutlich, dass es an ihm lag, das auch anzusprechen und die Kirche an ihren Grund zu erinnern. Schritt für Schritt wuchs ihm dies zu: es begann mit der Kritik am Ablasshandel – und setzte sich fort zu immer grundlegenderen Fragen von Lehre und Leben der Kirche, die von ihm in den Blick genommen wurden. Und ging er anfangs noch davon aus, die Kirche seiner Zeit gegen Missbrauch in Schutz zu nehmen, merkte er mehr und mehr, was auf ihn zukam. Aber mit Christus als Fundament wagte er es – und viele andere mit ihm.
Die Kirche zu spalten war nie seine Absicht. Er wollte sie zu Christus führen. Und eigentlich nur das. Dass man auf dem Fundament Christus ganz verschieden bauen kann, war ihm bewusst – und es wurde offizielle Lehre der lutherischen Kirchen: Eine Kirche muss eine Gemeinschaft von Glaubenden sein, in denen das Evangelium rein gelehrt wird und die Sakramente ihrer Einsetzung durch Christus gemäß gefeiert werden. Das ist das Herz. Was ansonsten an Liturgien, Organisationsformen und Regelungen in Kirchen und Gemeinden gilt, kann sehr verschieden sein. Solange Christus im beschriebenen Sinn die Basis ist, ist alles ok und die Kirche einig.
Ich hoffe, dass das bei uns allen ebenso ist. Wir Christen sind sehr verschieden in Leben und Ansichten. Und das kann auch gar nicht anders sein. Und solange Christus die Basis ist, ist das o.k. – und wir können – und sollen als Gemeinden beieinanderbleiben. Und wenn wir die Basis Christus zu verlieren drohen, mögen wir uns gegenseitig daran erinnern, was der wahre Grund unseres Lebens und unserer Gemeinschaft ist: Einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus. Bleibt bei Jesus – und bleibt beieinander.